"Antigone" 2006 (Theater Scala Wien, Stadttheater Mödling)

Kreon, König von Theben tritt im Kostüm des siegreichen Feldherrn vor sein Volk und erklärt einen Krieg für beendet, der noch lange nicht beendet ist. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn, gegen die Heimat, gegen die Zivilisation. Feinde dürfen nicht als Menschen betrachtet werden, tote Gegner verdienen kein Begräbnis. Und mancher wird wohl noch den Kopf so lange schütteln, bis er abfällt...

Antigone leistet Widerstand. Antigone bricht das Gesetz der Heimat für das Gesetz der Menschlichkeit. Sie lässt sich auf keinen Kompromiss ein , ist bereit die Konsequenzen zu
tragen - und steht plötzlich allein da, als Verräter an der eigenen Heimat.

Brecht hat mit einer ebenso behutsamen wie intelligenten Bearbeitung aus der hintergründigen hölderlinschen Übersetzung der sophokleischen Tragödie eine durchaus heutige, durchaus politische Fabel geschaffen, ohne plumpe Aktualisierung. 2500 Jahre sind die Worte alt, aber
sie sprechen von unserer eigenen jüngsten Vergangenheit- und auch von unserer Gegenwart.


Inszenierung: Anselm Lipgens
Es spielen: Pippa Galli, Christine Jirku, Georg Kusztrich, Michael Menzel, Wolfgang Müllner,
Monika Pallua, sowie Alexandra-Maria Timmel und Wolfgang Seidenberg